Geschichte der Firma Sauer
Am 1. April 1863 beginnt die Geschichte der Kunstfeuerwerk-Fabrik Fritz Sauer. Der Firmengründer Franz Georg Sauer übernahm damals die Feuerwerkerei Knierim in Augsburg. Er führte diesen Betrieb als „Pyrotechnisches Laboratorium“ unter seinem Namen zusammen mit zwei Helfern.
Lichterbildskizze von 1856 (von Franz Sauer) | Franz Georg Sauer (1831 bis 1905) |
Die Hauptbeschäftigung war die Herstellung von Feuerwerkskörpern aller Art, sowie das Abbrennen von Feuerwerken, wobei vermutlich das Bodenfeuerwerk mit „Bengalischer Beleuchtung, Frontstücken und Lichterbildern“ viel wichtiger war als das heute der Fall ist. Die Vorschriften waren damals auch andere als heute und so war es üblich, dass Feuerwerke verpackt und mit Bahnfracht zum Kunden versandt wurden. Der Kunde durfte das Feuerwerk selbst zünden.
Franz Georg Sauer in Feuerwehruniform | Preisliste der Feuerwerksfabrik Knierim | |
Johann Babtist Sauer |
Bis 1870 war der Betrieb in den alten Stadtbefestigungen, genannt „Lueginsland“ neben der heutigen Thommstraße gelegen. Danach übersiedelte der Betrieb an eine andere Stelle der Stadtmauer, wo eine alte Bastion mit Wassergraben noch heute besteht, genannt „am Oblatterwall“. Dort gab es schon einen alten Pulverturm, der natürlich für die Feuerwerks-herstellung prima genutzt werden konnte. Auf dem gepachteten Gelände konnten mehrere Holz- und Steinbauten für den Fertigungsbetrieb errichtet werden. Durch den Wassergraben auf drei Seiten und die dicken Mauern, waren die Anwohner ausreichend vor den Gefahren des Feuerwerks geschützt. Dort blieb der Betrieb bis 1940. Direkt gegenüber kaufte sich Franz Sauer 1871 ein Wohnhaus, am Oblatterwall 46.
Wohnhaus der Familie Sauer am Oblatter Wall 46 in Augsburg
1865 heiratete Franz Sauer Ida Maria Enderle im Augsburger Dom. Sie bekamen zwei Kinder, Ida Margarethe und Johann Josef.
Sohn Johann, er nannte sich auch Johann Baptist Sauer, erlernte bei seinem Vater den Beruf des Feuerwerkers und hielt sich um 1890 eine Zeitlang in Italien auf, wo er weitere Erfahrungen sammelte. Am 1. Januar 1896 übernahm er das elterliche Geschäft.
Um das Jahr 1900 konnte Sauer für fünf königliche Hochzeiten in München sowie zum 80. Geburtstag von Prinzregent Luitpold Feuerwerke ausführen. Bald darauf wurde Johann Baptist Sauer zum Königlich Bayerischen Hoflieferanten ernannt. Man sagt, der Anlass war ein besonders schön gelungenes Feuerwerk mit Bengalischer Beleuchtung des Schlosses Neuschwanstein.
Johann Baptist Sauer hatte vier Kinder: Hans, Fritz, Maria und Jeanette. Hans als der älteste, übernahm den elterlichen Betrieb.
Ida und Johann (Hans) Sauer | Montage-Skizze eines Barock-Feuerwerks | Fritz, Maria, Hans und Jeanette Sauer |
Fritz Sauer war nicht zufrieden, dass sein Bruder der Erbe war und wollte sich etwas Eigenes aufbauen. Etwa im Jahre 1924 konnte er Anteile an der Firma Becker in Wiesbaden erwerben. Fritz Sauer hatte zuvor geheiratet und zwar Anna Kohler. Beide zogen nach Wiesbaden und arbeiteten gemeinsam in dem Feuerwerksbetrieb. 1931 wurde ihnen ein Sohn Friedrich geboren.
Die Firma Becker war in Wiesbaden und Umgebung sehr bekannt, besonders für ihre großen und kunstvollen Lichterbilder, die teilweise bewegliche Figuren darstellten. Nach einigen Jahren zog sich der frühere Besitzer aus dem Geschäft zurück und Fritz und Anna Sauer wurden alleinige Inhaber.
Katalog Fa. August Becker Wiesbaden |
Katalogversand Fa. Sauer Augsburg-Wiesbaden |
Zur gleichen Zeit führte Johann Sauer zusammen mit seinen beiden Kindern Hans und Maria den Betrieb in Augsburg fort. 1923 kam es zur Zwangsversteigerung der Feuerwerkerei Burg in München, bei der Franz Sauer einmal gelernt hatte. Er ersteigerte die Firma Burg und führte den Betrieb unter eigenem Namen weiter.
Um 1930 bis 1940 herum gab es drei Feuerwerksbetriebe Sauer zusammengefasst unter dem Markennamen ASW (Sauer-Feuerwerk Augsburg München Wiesbaden).
Katalog der Firna ASW - Sauer-Feuerwerk Augsburg-München-Wiesbaden
1937 verstarb Johann Sauer und Tochter Maria übernahm den Augsburger Betrieb, während Hans nach München ging. Die Betriebe wurden aufgeteilt in eine Firma SAWIE (Sauer Wiesbaden) und SAM (Sauer Augsburg München).
Johann Babtist Sauer (rechts) ca. 1935 im Augsburger Betrieb
1938 wollte Fritz Sauer seinen Wiesbadener Betrieb verlegen. Er hatte schon einige Jahre neben dem Feuerwerk auch Leucht- und Signalmunition für die Deutsche Wehrmacht gefertigt. Diese umfangreiche Fertigung konnte in dem kleinen, alten Betrieb in Wiesbaden nicht mehr fortgeführt werden. Er wollte auch wieder zurück nach Augsburg. Schließlich suchte er sich ein Grundstück, welches er in Gersthofen bei Augsburg fand. Dort errichtete er zwischen 1938 und 1940 einen großen, modernen Fertigungsbetrieb, der bis heute fortbesteht. 1940 wurde auch der alte Augsburger Betrieb geschlossen, da die engen Platzverhältnisse in der Altstadt aus Sicherheitsgründen nicht mehr zeitgemäß waren.
Bei Kriegsende war alles am Ende. Der Münchner und der Gersthofener Betrieb wurden beschlagnahmt. Maschinen und Betriebsausstattung wurden als Reparationsleistung von den Alliierten konfisziert. Erst 1948 konnte Fritz Sauer sein Eigentum wieder übernehmen und er begann ganz klein mit der Herstellung von Ofenanzündern.
Fritz Sauer
Der ältere Bruder Hans Sauer begann in München ebenso wieder mit seinem Betrieb. Er starb 1953, sein minderjähriger Sohn Hans und seine Witwe konnten die Firma nicht weiterführen. Das Betriebsgrundstück wurde mit Wohnhäusern zugebaut.
Anfang der 50er Jahre ging es aufwärts, Volksfeste wurden veranstaltet und die früheren Kunden erinnerten sich schnell wieder an die Firma Sauer. Bis 1970 hatte Sauer in Gersthofen wieder 15 Mitarbeiter und eine Palette verschiedener Artikel im Großfeuerwerks-, Silvester- und Technischen Bereich. 1972 verstarb Fritz Sauer und sein Sohn Friedrich übernahm die Firma. Dieser heiratete im November 1953 Erika Hörbrand aus Schwabmünchen. Beide bekamen zwei Kinder, 1954 Tochter Monika und 1962 Sohn Peter.
Auch Peter Sauer trat in die Fußstapfen seines Vaters und ergriff nach Abitur und Betriebswirtschaftsstudium den Beruf des Pyrotechnikers.
Über viele Jahre führten Vater und Sohn gemeinsam die Firma. Friedrich Sauer starb 2008. Seitdem ist Peter Sauer Eigentümer und Geschäftsführer der Firma Sauer-Feuerwerk.
Friedrich Sauer um 1958 | Friedrich Sauer 1988 | Peter Sauer |
Die Firma fertigt heute Großfeuerwerkskörper für den Berufsfeuerwerker und technische Pyrotechnik wie zum Beispiel Signalfackeln und Rauchkörper. Das hoch qualifizierte Pyroteam führt pro Jahr etwa 150 Feuerwerke durch.
Trotz der starken Import-Konkurrenz aus China hat die Firma Sauer bis heute ihre Eigenfertigung aufrechterhalten. Eine inländische Fertigung scheint Zukunft zu haben. Während die meisten Großfeuerwerksanbieter keine eigene Fertigung besitzen und nur Fertigprodukte zu Komplettfeuerwerken arrangieren, kann das Gersthofener Team die Feuerwerke mit selbst gefertigten Feuerwerksbomben, Fontänen, Wasserfällen und Lichterbildern der Marke SAWIE® ausstatten. Eine positive Entwicklung für einen heimischen Kunstfeuerwerker.
Postkarte der Feuerwerk-Fabrik Sauer
Unsere Mitarbeiter
Komplementär und Geschäftsführer |
Alexander Schmitt Gesellschafter |
S. Hemauer Sekretariat
I. Lindermeir Sekretariat
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M. Nagy Produktion
N. Smirnyj Produktion |
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V. Zimmermann Produktion
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A. Lindermeir Pyrotechniker
D. Lindermeir |
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H. Pfeilstetter Pyrotechniker
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B. Gickel Pyrotechniker
M. Urban Pyrotechniker |
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R. Kranz Pyrotechniker
H. Korneder Pyrotechniker |
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R. Ruckdeschel Pyrotechniker
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Über uns
In fünfter Generation leitet Peter Sauer die Geschicke der Kunstfeuerwerk-Fabrik Fritz Sauer in Gersthofen bei Augsburg, der inzwischen ältesten, noch existierenden Feuerwerk-Fabrik in Deutschland. In der Betriebs-Philosophie ist man sich immer treu geblieben: Man setzt auf gediegene handwerkliche Produktion, auf eigene Entwicklungen und auf individuelle Kundenbetreuung. Und dieses Konzept überzeugt.
Seit 150 Jahren entwickeln, produzieren, vertreiben und arrangieren die Sauers Großfeuerwerke. Seine Wurzeln hat das Unternehmen im Jahr 1863, als Franz Georg Sauer sein "pyrotechnisches Laboratorium" eröffnet. Sein Sohn Johann Baptist Sauer erlernte das Handwerk bei seinem Vater und sammelte bei italienischen Pyrotechnikern zusätzliche Erfahrungen. Anno 1910 erhielt er vom bayerischen Königshaus den Titel eines „Königlich-bayerischen Hof-Kunstfeuerwerkers“ verliehen. Von seinen vier Kindern übernahm Hans den elterlichen Betrieb in Augsburg, während Fritz sich durch die Übernahme des Feuerwerksbetriebs Becker in Wiesbaden selbständig machte.
Daraus wurde die Firma SAWIE (Sauer Wiesbaden), unter deren Bezeichnung die Kunstfeuerwerk-Fabrik Fritz Sauer noch heute ihre Produkte vertreibt. Allerdings wieder in Augsburg bzw. genauer gesagt in Gersthofen, wohin Fritz Sauer nach dem Kauf eines großen Grundstücks 1938 zurückkehrte, um einen großen, modernen Feuerwerksbetrieb aufzubauen.
Auf diesem rund sechs Hektar großen Produktionsareal wird heute Großfeuerwerk der Kategorie F4 und Pyrotechnik wie Signalfackeln und Rauchkörper produziert. Trotz der starken Import-Konkurrenz aus China hat die Firma Sauer bis heute ihre Eigenproduktion aufrechterhalten. In 27 kleinen Gebäuden werden unter anderem die Rezepturen gemischt, die Leuchtkugeln, auch Sterne genannt, dragiert und Feuerwerksbomben gefertigt.
Die Qualitätsprodukte unterliegen einer ständigen Überprüfung. Durch die eigene Werkstatt-Produktion kann das Qualitätsmaß jederzeit kontrolliert werden. Jahrelange Entwicklungen stehen hinter jedem einzelnen Leuchtstern. Zum Teil handelt es sich um Weiterentwicklungen aus den „pyrotechnischen Rezeptbüchern“ von vier Sauer-Generationen, denn Qualität in der Feuerwerkerei muss aus der Erfahrung gewonnen werden.
Im Zeitalter der anonymen Massenproduktion bewährt sich der Firmenspruch: „Feuerwerk ist Vertrauenssache“.
Chef Peter Sauer komponiert mit den selbst gefertigten Bomben, Fontänen, Wasserfällen und Lichterbildern mitreißende Feuerwerke und Musikshows vorwiegend für den bayerischen Raum.
Für die Kunstfeuerwerk-Fabrik Fritz Sauer arbeiten heute mehr als 20 Mitarbeiter und Helfer. Ein Team – eine Familie.
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